Heilige Berg
Der tschechische Historiker Bohuslav Balbin verlegte im Jahre
1665 sein lateinisches Buch über den Heiligen Berg. In diesem Buch ist auch ein Stich M.
Küssels abgedruckt, die älteste Abbildung Pribrams. Die heutige Stadt mit 40 000
Bewohnern würden Sie darin wahrhaftig nicht erkennen. Über dem unscheinbaren und
unansehnlichen Städtchen, welches damals noch Spuren des dreißigjährigen Krieges
trägt, sieht man eine kleine Kapelle. Zur Zeit Balbins war der Heilige Berg schon
berühmt; aber er erwartete bisher seinen großzügigen Umbau. Balbin, der die Kapelle
noch in der ursprünglichen Gestaltung sah, urteilte nach den Glocken und nach Abbildung
der Bergleute an der Wand, daß diese Kapelle sehr alt wäre. Man kann voraussetzen, sie
entstand im 14. Jahrhundert, wann Pribram den Prager Bischöfen, späteren Erzbischöfen
angehörte. Nicht einmal während der Hussitenkriege, wann sich die Pribramer zu den
Hussiten meldeten, benahmen sie sich zu der Kapelle ungünstig.
Ein wirklicher Umsturz in den Schicksalen des Heiligen Berges trat in der
Hälfte des 17. Jahrhunderts ein. Im Jahre 1647 nahmen sich der Kapelleverwaltung, auf
Einschreiten des Kaisers, die Jesuiten, Meister der effektvollen Propaganda, an. Die
Barockzeit, voll von mystischen Erregungen und übermäßig empfänglich für allmögliche
Wunder, erhob das Marienheiligtum am höchsten unter allen Wallfahrtsorten in Böhmen.
Während der ganzen zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war ein großartiger Umbau des
Heiligen Berges nach den Plänen der italienischen Architekten in vollem Gange. Die
ursprüngliche kleine einfache Kirche änderte ganz ihre Gestalt und wurde mit Ambitus und
vier Eckkapellen umkreist. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts hat der Heilige Berg schon
seine jetzige Gestalt. Die Balustrade mit Statuen de Heiligen, vier von der Terasse in
Ambitus absteigende Stieghäuser, zwei einwirkende Tore, nicht minder kostbare
Deckenstukkaturdekoration
Der Heilige Berg ist das allerschönste architektonische
Denkmal Pribrams.
Überdies gehört dazu noch ein einzigartiger Bau: lange bedeckte
Stiegen, welche die Kirche mit der Stadt verbinden. Das Stiegenhaus wurde im Jahre 1658
mit Aufwand eines frommen Adeligen erbaut. Seitdem wurde es einigemal baufällig und
einigemal restauriert. Am 22. Juni 1732, am dritten Sonntag nach dem Feiertag des heiligen
Geistes, fand die feierliche Krönung der kleinen Statue vom Heiligen Berg statt; an
dieses Ereignis denkt man alljährlich bis heute. Es ist die im ganzen Jahr größte Feier
auf dem Heiligen Berg.
Der Glanz des Wallfahrtsortes erlöschte ein bißchen im Jahre 1773,
nachdem der Jesuitenorden aufgehoben worden war und der Heilige Berg ein gewöhnlicher
Sitz der weltlichen Pröbste geworden war. Eine Wiederbelebung brachten im Jahre 1861 die
neuen Verwalter aus dem Redemptoristenorden. Zur Zeit der kommunistischen Diktatur wurden
die Redemptoristen von hier verbannt; erst im Jahre 1990 wurde auf dem Heiligen Berg das
normale Leben erneuert. Der Heilige Berg ist für die Katholiken Ziel von freudlichen
Wallfahrten und Stätte des geistlichen Trostes ; für Kenner und Liebhaber der bildenden
Schönheit ist er ein architektonisches Kleinod, eine ungewöhnlich wirkende und
harmonische Dominante der ganzen Landschaft.
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